28 November 2008

TV glotzen

Etwas kurzfristig, aber lohnend:

28.11., 23.30 Uhr, ARD: Gespenster (2005) von Christian Petzold
taz: Was waren Ihre Lieblingssendungen als Kind?

Christian Petzold: Die berühmten Weihnachtsvierteiler natürlich – Lederstrumpf, Der Seewolf, Huckleberry Finn –, aber auch japanische Serien wie S.R.I. und die unheimlichen Fälle, die mit dem Kino korrespondierten und mein Faible für eine Art Kino begründeten, das bei Arte "Trash" genannt wird. Auch eine Jack-Arnold-Retro hat mich sehr beeindruckt. Jeden Samstag, 20 Wochen lang, nach dem Wort zum Sonntag – heute unvorstellbar. Da wird man erzogen im besten Sinne, gebildet.

Hier ein weiteres Interview mit Petzold zu Gespenster

Szenenfoto aus Jack Arnolds The Incredible Shrinking Man (1957)

Danach ein schönes Exemplar von einem Film, den Arte "Trash" nennt, der über Antonionis Blow Up mit Petzolds Film korrespondiert:

29.11., 0.55 Uhr, Arte: Im Banne des Dr. Montserrat (OT: The Sorcerers) von Michael Reeves

London 1967: Beatschuppen an allen Ecken, die Röcke sind kurz, die Drogen billig. Bewusstseinserweiterung ist das Motto der Stunde, das der alte Dr. Monserrat (Boris Karloff) und seine Frau Estelle (beängstigend gut: Catherine Lacey) auf ihre ganz eigene Weise zu nutzen wissen. Für eine von Monserrat entwickelte Hypnose-Methode suchen sie einen labilen, neugierigen und gelangweilten Probanden und finden ihn in dem blonden Dandy Mike Roscoe. Mit bunten Lichtern und elektronischen Tönen bringen sie ihn unter ihre telepathische Kontrolle und lassen ihn ein paar Dinge tun, die sie sich ihr ganzes Leben versagen mussten: Nerze klauen, Motorrad fahren, prügeln – und ein paar Morde begehen. Wie in Antonionis Blow Up von 1966 erscheinen die Swinging Sixties im zweiten Film des Regisseurs Michael Reeves (Witchfinder General) als eine Art Totentanz der ferngelenkten Fleischpuppen. Das lebendige Herz dieser ach so wilden Zeit und dieses schaurigen Films schlägt in der heruntergekommenen Wohnung, wo sich Monserrat und Estelle ein bitteres Duell um die Vorherrschaft in Roscoes Hirn liefern. Hier erhält man endlich die Antwort auf die Frage, warum sich der Fotograf aus Antonionis Blow Up in einem Antiquitätengeschäft so ganz spontan einen Flugzeugpropeller kauft: Er stand unter dem Einfluss eines sinistren Rentnerpärchens!

Iain Sinclair über The Sorcerers:
I was much more interested in The Sorcerers than in Witchfinder General. Witchfinder is really a Western, lots of chasing across the countryside stuff. It isn't as interesting thematically as The Sorcerers with its very weird set up and the dignity of Boris Karloff and Catherine Lacey is extraordinary for such a little film. A lot of the night-club stuff is very clunky, but it's a great London film, a lost London film.
Hier eine gute Einführung in das schmale Werk von Michael Reeves

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