30 November 2013

Burn, Christmas, Burn

Liebe Sternsinger, Domspatzen und Gospelröhren,

lasst uns alle einstimmen:

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt,
erst eins: Nympho Nurses!
dann zwei: Coole Carabinieri!
dann drei: Rächende Nonnen!
dann vier: Narbenfressen!
und dann steht am 20.12. auch noch das Bizarre Cinema XXXmas Special vor der Tür: Oldschool-Horror! Mad Magicians! Slasher-Puppen! (Wie immer alles im Metropolis)

Sonntag, 1.12.2013, 14.30 Uhr: Der Krankenschwestern-Report
BRD 1972 R: Walter Boos, 81 Min., DF, Mit Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann
In den 70ern waren die Report-Filme ein einschlägiges Erfolgsrezept in westdeutschen Kinos. Angefangen mit Schulmädchen-Report wurde fortan ein pseudodokumentarischer und voyeuristischer Blick in diverse Biotope der BRD geworfen. 1972 wurde das Krankenhaus zum Ort der Beobachtung. Das extreme Frustpotenzial an diesem Arbeitsplatz kann, so der Film, nur durch allerlei sexuelle Betätigung ausgehalten werden. Es folgten bundesweite Proteste der Ärzte- und Schwesternverbände. Dabei gab es über 2000 Anzeigen gegen die Produktion und ein zeitweiliger Aufführungsstop wurde bewirkt. Schön, wie aus pseudorealen Absurditäten reale werden.
Text und Einführung: Thorsten Wagner



Sonntag, 8.12.2013, 14.30 Uhr: Die Klette
I 1969, R: Romolo Guerrieri, 103 Min., DF, mit Franco Nero, Florinda Bolkan, Adolfo Celi, Delia Boccardo
Der Polizeibeamte Stefano Belli (Franco Nero) soll dem englischen Fotomodell Sandy die Aufenthaltsgenehmigung entziehen und sie zurück nach London schicken, weil sie, nach Meinung des reichen Anwalts Fontana, seinen Sohn Mino finanziell ausnimmt. Dann geschieht ein Mord! Und welche Rolle spielt die äußerst attraktive Stiefmutter Vera Fontana (Florinda Bolkan)? Um das Gestrüpp der Lügen zu durchdringen und dem Täter auf die Spur zu kommen, muss sich Belli ziemlich unfeiner Methoden bedienen. Immer tiefer zieht es ihn in den Dschungel der italienischen Unterwelt der Via Veneto. Wie eine Klette hängt er sich den Verdächtigen an die Fersen ...
Text und Einführung: Torsten Cornils



Sonntag, 15.12.2013, 14.30 Uhr: Junge Mädchen zur Liebe gezwungen
I 1978, R: Franco Prosperi, 86 Min., DF, mit Ray Lovelock, Florinda Bolkan
Drei Bankräuber finden Unterschlupf in einer am Strand gelegenen Villa, in der fünf Schülerinnen eines Klosterinternats mit ihrer Lehrerin die Ferien verbringen. Schon bald eskaliert die Gewalt und die sadistisch veranlagten Männer machen sich über die Mädchen und die Nonne her, die fortan primitive Erniedrigungen und rohe Gewalt über sich ergehen lassen müssen. Nervenaufreibender Rape’n’Revenge-Klassiker aus Italien, der mit einer sich stetig steigernden Gewaltspirale und einer beklemmenden Atmosphäre aufwartet. Dazu mit einem Ray Lovelock in Höchstform und einem tollen Soundtrack von Roberto Pregadio!
Text und Einführung: Mike Schimana



Freitag, 20.12.2013: The Great Bizarre Cinema XXXmas Special
Ein bunter Teller Spaß und Gewalt!
Wie jedes Jahr zur besinnlichen Zeit kommt Bizarre Cinema dem Weihnachtsmann ein paar Tage zuvor und feiert blutige Bescherung. Eigentlich wollten wir einen der großen Unbekannten des Horrorfilms vorstellen, den mythenumrankten Hollywood-Exilanten Simon Moro, der in den 30er- und 40er-Jahren mit seinem an Brecht geschulten Spiel Boris Karloff und Bela Lugosi Konkurrenz machte. Leider ließen sich von seinen Meisterwerken Ghoulgantua, The Moth, The Unholy Circus und The House of Gila Man keine Kopien auftreiben, deshalb beginnen wir den Abend mit einer Lesung aus Brock Browers Der letzte große Schrecken, einer fiktionalen Annäherung an Leben und Werk Simon Moros. Michael Kellner, nicht zuletzt bekannt für seine Neuübertragung von William S. Burroughs’ Naked Lunch, wird etwas zu Buch und Autor sagen und Passagen aus seiner Übersetzung vortragen. Anschließend zeigen wir Der Rabe, zwar nicht den berühmt-berüchtigten letzten Films Moros, dafür aber Roger Cormans ebenso kultige Poe-Adaption mit Vincent Price, Boris Karloff, Peter Lorre und dem blutjungen Jack Nicholson. Wem das alles zu oldschool ist, darf sich auf das anschließende Double Feature freuen, in dem es um blutrünstige Horrorpuppen geht. Dolls von Stuart Gordon ist ein kleiner, erfreulich verschrobener und sehr ambivalenter Film. Im klassischen Horrorgewand inklusive gängiger Klischees wie dem einsam liegenden Haus mit schrullig-unheimlichen Bewohnern und zufällig auftauchenden, leichtgläubigen Besserwissern verbirgt sich eine selbstreflexive Genre-Übung, die die Versatzstücke persifliert und zugleich liebevoll zelebriert. Gordon spielt mit den Zuschauer wie mit Marionetten und führt sie mithilfe von geschickt gesetzten Gruseleffekten, Humor und tollen Schauspielern geschickt hinters Licht. Danach folgt David Schmoellers perfider Backwood-Slasher Tourist Trap, in dem eine Jeep-Ladung leicht bekleideter Großstadt-Girls in einem abgelegenen Puppenmuseum landet. Der Besitzer trägt zu große Latzhosen und pflegt ein ungesundes Hobby, mehr soll nicht verraten werden.
19 Uhr: Lesung und Film Michael Kellner liest aus Brock Browers Der letzte große Schrecken, danach Der Rabe (USA 1963, 16mm, DF)
21.30 Uhr: Double Feature Dolls (USA 1987, 35mm, OF) und Tourist Trap (USA 1979, 35mm, DF)



Sonntag, 22.12.2013, 14.30 Uhr: Zoff
D 1971, R: Eberhard Pieper, 86 Min., mit Giulia Follina, Jürgen Prochnow
Ein Film im typisch ungeschminkten 70er-Jahre-Stil, frei von Sentimentaliät und Prüderie, mehr Emotionen als Sensationen, mit einigen der bekanntesten deutschen Schauspielern, darunter Jürgen Prochnow in seiner ersten Kinorolle.
Text und Einführung: Lillian Robinson



Sonntag, 5.1.2014, 14.30 Uhr: Stiefel, die den Tod bedeuten
UK 1971, 89 Min., 35mm, DF, Regie: Richard Fleischer, mit: Mia Farrow, Dorothy Alison
„Die Blindheit fordert eine Kunst heraus, die glaubt, sehen zu können“ (Stefan Ripplinger). Regisseur Richard Fleischer, eine der Geheimwaffen des Bizarre Cinema (Die phantastische Reise, Mandingo, Conan), schuf mit diesem Proto-Slasher eine der furchterregendsten Antworten des Kinos auf das Problem der Blindheit. Als blindes Final Girl muss sich Mia Farrow in einem Landhaus eines Killers erwehren, von dem der Zuschauer fast den ganzen Film hindurch nur die Stiefel zu sehen kriegt. Der auf das Wesentliche reduzierte Plot und die ausgeklügelte Kameraarbeit machen aus Blind Terror (Originaltitel) einen der effektivsten Thriller der Siebziger.
Vorfilm: Maybe Siam von Christoph Girardet und Matthias Müller (DE 2009, DVD)
Text und Einführung: Volker Hummel



Sonntag, 12.1.2014, 14.30 Uhr: Soldier (UK/US 1998)
USA 1998, Regie: Paul W.S. Anderson, 99 min., OF, Bluray-Screening, mit Kurt Russell, Jason Scott Lee, Connie Nielsen
Selten ist ein Film so missverstanden worden wie dieser, der in Deutschland unter dem Titel Starforce Soldier ins Kino kam. Zu den absurdesten Kritiken zählen die, die Kurt Russell vorwerfen, wie wenig er reden würde. Was aber soll ein Mann groß reden, der bereits als Säugling für eine Karriere als Kampfmaschine ausgewählt wurde und auf der Militärschule gelernt hat, „Yes, Sir!“ zu sagen und nichts weiter als „fear and discipline“ zu empfinden? Dieser knallharte, kraftstrotzende Kämpfer, der Dutzende Menschen getötet hat, ist ein Opfer, ein armes Schwein, vom Militär um seine Lebenschancen betrogen – für Genrefans wohl zu sehr gebrochen, fürs feinere Feuilleton zu gewaltvoll und dialogarm. Doch wer sich von der Oberfläche nicht täuschen lässt und sich auf diesen unbequemen, wortkargen Helden einlässt, erlebt einen grandiosen Kurt Russell, der mit wenig Worten, aber vollem Körpereinsatz und ohne Scheu vor Schmerzen den Kampf seines Lebens kämpft: um seine Identität, seine Würde und – ja, doch! – für den Frieden.
Text und Einführung: Hans-Arthur Marsiske

Sonntag, 19.1.2014, 14.30 Uhr: S.H.E. – Security Hazards Expert (DE/US 1980)
USA 1979, Regie: Robert Lewis, 90 Min., OF, mit Cornelia Sharpe, Robert Lansing, Omar Sharif, Anita Ekberg
Im deutschen Fernsehen lief dieser Spionagethriller mit dem schönen Titel Ein superharter Engel, und damit kann natürlich nur die bezaubernde Cornelia Sharpe (Stichwort: hohe Wangenknochen) gemeint sein, die hier als weiblicher James Bond zwar nicht die Welt, aber immerhin das Erdöl retten muss. Böse Gangster unter Führung von Robert Lansing drohen nämlich zum Zwecke der Erpressung, mit neuartigen Mikroben das schwarze Gold zu zerstören. Tolle Locations in Europa, ein wasserdichter Plot und aufwendiger Produktions-Schnickschnack sorgen für angenehme Unterhaltung. Noch angenehmer wird das Vergnügen allerdings durch die Sharpe, die im hautengen schwarzen Lederoverall á la Emma Peel den Kerlen vors Schienbein tritt. Omar Sharif spielt einen Weinbaron – was sonst? Ob „Security Hazards Expert“ wohl ein Ausbildungsberuf ist?
Text und Einführung: Michael Ranze



Sonntag, 26.1.2014, 14.30 Uhr: Time Slip – Tag der Apokalypse (JP 1979)
JP 1979, Regie: Kôsei Saitô, 107 Min., DF, mit Sonny Chiba, Jun Etô, Moeko Ezawa
Die Armee-Einheit von Lieutenant Iba (Sonny Chiba) gerät während einer Übung durch ein „Zeitloch“ ins 16. Jahrhundert – mitten in einen Kampf verfeindeter Samurai-Clans. Einen der Herrscher will Iba im Kampf mit Hubschrauber und Panzern unterstützen, um den Krieg zu beenden und das Raum-Zeit-Gefüge so zu erschüttern, das eine Rückkehr in die Gegenwart möglich ist. Neben Sonny Chiba (Kill Bill) überzeugt in dieser Toho-Großproduktion vor allem die Action: Wenn Ibas Soldaten gegen Tausende Samurais in den Krieg ziehen, kommt es zur größten Schlacht, die je im Metropolis-Kino zu sehen war: Schwerter gegen Maschinenpistolen, Speere gegen Handgranaten, Ninjasterne gegen Kampfhubschrauber – fast 30 Minuten bizarre Dauer-Knallerei! Der Tag der Apokalypse beginnt am 26. Januar …
Text und Einführung: Jochen Oppermann

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